2. Teil: Lieblingsstellen aus Iwan Bunins "Das Dorf"

  • "...Dies schenck ich wehm ich liep
        und in Treu verbunden bliep
    ..."
  • "... Wo hatte dieses Lied gehört?
    Kam mein trüber Abend,

    Ich weiß nicht, was fang ich an,

    Kam mein liebster Freund,

    Liebkoste mich alsdann ...
    (...
    )
    Küßte mich, umarmte mich,

    Nahm Abschied von mir dann ...

    (...
    )
    Komm doch her zu mir!

    Sieh mich doch mal an!

    Totenstille lag über der Erde, die im Sternenlicht dunkel und weich schimmerte. Die bunten Ornamente der Sterne blinkten. Mattweiß schimmerte die Chaussee, die sich im Halbdunkel verlor. In der Ferne erklang dumpf, wie unterirdisch, ein allmählich zunehmendes Grollen. Plötzlich brauch es aus und erdrühnte ringsumher: Mit weißfunkelnden Kette elektrisch beleuchteter Fenster, von unten her purpurrote Rauchstränge aufwirbelnd, wie eine fliegende Hexe, brauste in der Ferne, die Chaussee querend, der Expreßzug vorbei ... ..."
  • "...Aber was waren Gedichte! Mit diesen Gedichten hatter er sich in seiner Jugend amüsiert. Er wollte davon erzählen, wie er zugrunde ging, mit unerhörter Schonungslosigkeit sein Elend schildern und den in seiner Banalität erschreckenden Alltag, der ihn zu einem Krüppel, einem unfruchtbaren Feigenbaum machte. ..."
  • "...Seht her, ihr Mütterchen,
    Wie unglücklich wir sind und leiden!
    Ach, Gott erbarm, ihr Mütterchen,
    Daß keiner muß so leiden! ..."
  • "...Die Gärten hinter den Zäunen waren voller Staub und Spinnweben. Polosow kam ihm entgegen - er trug einen Kragenmantel, aber der Hut hatte bereits eine Schirmmütze mit Kokarde abgelöst. Im Stadtgarten keine Menschenseele. Die Orchestermuschel war vernagelt, vernagelt war der Kiosk, wo m Sommer Kumys und Limonade verkauft wurde, das hölzerne Stehbuffet. Und einmal, als er neben dieser Orchestermuschel saß, überkam Kusma ine solche Schwermut, daß er ernsthaft an Selbstmord dachte. Die Sonne ging unter, ihr Licht war rötlich, feines rosa Laub wirbelte durch die Allee, es blies ein kalter Wind. In der Kathedrale wurde zum Abendgottesdienst geläutet, und bei diesem gemessenen, tiefen Geläut, ländlich, samstäglich, schmerze seine Seele unerträglich. ..."
  • "... Wenn er in der Dunkelheit am offenen Fenster saß, nirgends ein Licht war und sich das Dorf jenseits der Schlucht als dunkler Schatten abhob, wenn es so still war, daß man hörte, wie von den wilden Apfelbaum hinter dem Haus die Äpfel abfielen, ging Koschel langsam mit der Klapper über den Hof und sang wehmütig-friedlich im Falsett vor sich hin:>> Schweig still, Kanarienvögelchen<< ... (...) Die klaren Tage wurden von kalten, bläulich grauen, dumpfen Tagen abgelöst. Stieglitze und Meisen zwitscherten im kahlen Garten, Kreuzschnäbel schimpften in den Tannen, Winterdrosseln kamen und Dompfaffen, und irgendwelche bedächtigen, winzigen Vögelchen flogen auf der Tenne, durch den Unterboden schon sattgrüne Keime sprossen, Schwärmen von seinem Platz zum anderen; manchmal saß solch ein stilles, graziles Vögelchen einsam irgendwo auf einem Grashamlm im Feld ... ..."
  • "... Die Schwermut, die mit dem Wetterwechsel wieder von Kusma Besitz ergriffen hatte, steigerte sich, ..."

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