Wirklichkeit

Aus Iwan Bunins "Verfluchte Tage - Ein Revolutions-Tagebuch"

"ODESSA, 1919...5. Mai ... >> Wir haben uns dem Wirklichen tief entfremdet ... Wir sind eigensinnig, wollen die Wirklichkeit nicht kennen, versetzen uns in Erregung mit Träumen ... Wir dulden die Bestrafung von Menschen, die sich aus der Jetztzeit des Landes lösen ... Unser Unglück liegt darin, daß wir theoretisches und praktisches Leben voneinander trennen ... >> ..."

Diese Stelle in dem Buch hat mich berührt, da es auch auf die heutige Zeit passt. Die ganzen Medien und das Internet helfen uns, dass wir uns der Wirklichkeit entfremden. Es passt wie  Arsch auf Eimer. 
Heute sind wir nicht mehr "eigensinnig", sondern individuell! Wir flüchten uns nicht mehr unbedingt nur ins Träumen, sondern eher ins Worlwideweb und geben uns Illusionen hin. Illusionen sind auch nur Träume. Nur dass heute die Träume nicht unbedingt aus unserem Inneren kommen, sondern zum Teil aufdiktiert werden. Es wird gesagt und suggeriert was wir träumen sollen. Wir sind unfrei wie eh und je. Die Ideale, Träume, die uns eingeflößt werden, führen zum Teil zu einer Selbstkasteiung zur Bestrafung. Besonders in dem Bereich der Optik wird uns wie eh und je diktiert wie man als Frau und auch als Mann auszusehen hat. Man kann den Aspekt der Bestrafung aber auch auf Politik und Terror übertragen. Und es ist uns auch heute noch nicht gelungen das theoretische Leben mit dem praktischen Leben zu verbinden.
Die Menschheit hat noch viele Entwicklungsschritte vor sich. Es ist dennoch erschreckend, dass es in knapp hundert Jahren kaum Entwicklung gab, dass die Geschichte, die Weltkriege nicht dazu beigetragen haben, dass wir uns ändern. Wir denken immer, dass wir schon so weit in unserer Entwicklung sind, sich unser Geist entwickelt hat aber so faul, ichbezogen wie jetzt war die Menschheit noch nicht. Es bleibt zu hoffen.

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